Kleidung

Die Anfänge

Vor dem HGM
Ich vorm Garten in MÖ

Die wenigsten von uns haben mit einerperfekten Ausstattung begonnen. Meine ersten Stücke waren eher von Fantasy, Filmen und der Überlegung “soll toll aussehen” beeinflusst. Als schwarzer Zauberer/Bogenschütze/dunkler Berater kann ich mich immer noch sehen lassen mit meinem Sith-Mantel (der aber auch schön warm ist wie beim HGM getestet) und meiner schwarzen Tunika. Letztere muss derzeit, verziert mit einer Brettchenborte, immer noch herhalten bis ich endlich dazukomme etwas Neues zu nähen. Anfangs war es auch gar keine Frage ob die Nähmaschine zum Einsatz kommt – es wäre mir nie eingefallen meterweise von Hand zu nähen.

Vertiefungen

Gewandung Anfang 2011

Mit der Zeit kam dann doch die Frage: Und wie war es wirklich? Natürlich auch mit den damit verbundenen Problemen. Textilfunde sind rar. Darstellungen mit Vorsicht zu genießen. Nur ein Beispiel: Auch wenn es einige adelige Darstellungen mit Beinlingen gibt glaub ich trotzdem nicht daran das Alle mit diesen Dingern rumgelaufen sind. Zumal es eher wahrscheinlich ist das ein Gutteil der Bevölkerung ohne dezidierte Beinkleider auskommen musste. Auch die Frage “Gab es nun Hosen oder nicht” ist nicht so einfach zu beantworten. Vorher gabe es welche, nachher gab es welche, wenige Funde gibt es auch (wenn auch nicht bei uns). Was beweißt es? Eigentlich nichts. Die wenigen Funde sagen nichts über die Verbreitung des einen oder anderen aus. Und ein Fund im Norden nichts über die Zustände in Österreich

Probleme

Kapuzenkragen, handgenäht

Warum gibt es eigentlich so wenige Funde? Einerseits verrotten Textilien einfach, vor allem pflanzliche Fasern, zum anderen steckt viel Zeitaufwand in der Gewandherstellung. In Nicht-Adeligen Kreisen wurde daher alles weiterverwendet, geflickt und wieder gestopft – und die Reste dann wiederum weiterverwendet. Wenns gar nicht mehr ging noch als Zunder oder Füllmaterial. Ein schönes Beispiel ist der Mann von Bernuthsfeld dessen Kittel aus 45 Stofffetzen bestand, diese wiederum aus 20 verschiedenen Geweben mit 9 unterschiedlichen Webmustern. Ganz so ärmlich möchte ich zwar nicht daherkommen, aber für mich ist es eines der wenigen gut erhaltenen Beispiele wie die damalige “Normalbevölkerung” ausgesehen haben mag, und soviel Unterschied wird da zwischen Norddeutschland und Österreich auch nicht gewesen sein.

Regionale Einflüsse

Thorsberghose in Arbeit, Leinen ungebleicht

Ostfriesland aber ist weit weg von Österreich. Norddeutschland auch. Trotzdem, wer “A” sein möchte orientiert sich gerne an diesen Funden – ohne bei uns die örtlichen Einflüsse der Zeit zu berücksichtigen. Während in Norddeutschland sicher die skandinavischen Einflüsse mitprägend waren kam bei uns viel aus dem Osten. Die ganze Völkerwanderungszeit lang war Österreich primär ein Einzugsgebiet für Völker aus dem Osten. Goten, Hunnen, Awaren, Slawen, Magyaren – alle strömten aus dem Osten kommend zu uns, zogen durch, ließen sich nieder, schufen Reiche und wurden wieder vertrieben, oder einfach assimiliert. “Widerstand ist zwecklos!”
So sehr die Kleidung der gemeinen Bevölkerungs in Europa universal gewesen sein mag – hier haben wir sicher einige Einflüsse gehabt die das westliche Europa nur am Rande berührt haben.

In jedem Fall ein Thema über das sich in authentischen Kreisen vortrefflich streiten, will sagen “diskutieren” lässt.

Mein Stand(punkt)

Mantel füttern mit selbstgefärbtem Leinen

Nachdem ich nicht in Fetzen herumrennen will, und ein Kartoffelsack mit Armschlitzen wenig Ansprüche an die Schneiderei stellt hab ich mir etwas einflussreicheres ausgesucht. Einen Händler und/oder Grundbesitzer. Vielleicht durch mutige Taten in den Kämpfen gegen die Magyaren vom lokalen Fürsten mit etwas Land bedacht, als Händler während der Rückeroberung der Ostmark reich geworden, als einfacher Bogenschütze durch das Plündern der Gefallenen nach der Schlacht zu einigen Schätzen gekommen – die genaue Geschichte will ich mir erst zurecht legen.

So oder so kann ich mir schon etwas Kleidung leisten. Lederschuhe, Beinwickel damit die Wadeln vor allem im Winter nicht frieren, eine Leinenhose (Thorsberg-Schnitt, bei uns wäre vielleicht eine Rus eher angebracht), Unter- und Übertunika (vorerst noch meine Schwarze), ein Kragen mit Kapuze (schützt den Schulterbereich vortrefflich gegen Kälte und Regen), ein Pillbox-Kapperl am Schädel (man geht schließlich nicht oben ohne, und Bundhauben finde ich doof) sowie drüber ein Rechteckmantel, sprich gefütterte Wolldecke, mit der man zur Not auch schlafen kann (hab ich schon ausprobiert). Die Farben sind gedeckt, langsam arbeite ich auch mit Selbstgefärbtem, einige Verzierungen in Form von Bändern kann ich mir da aber schon leisten. Kein Purpur oder Gold.

Zum Thema orientalische Einflüsse: Kennt einer der werten Leser brauchbare Funde in Österreich aus dieser Periode? Hinweise werden dankend entgegen genommen….

Update 15.06.2011:

Alles beginnt mit dem Faden. Daher musste ich erst mal spinnen lernen. Am Spinnrad bin ich elendiglich gescheitert, aber mit der Handspindel ging es sehr gut. Hier ein paar Bilder, die ich auch in “Projekt Urtica” eingebunden habe, weil dort ist es die Basis.

Fehlt dann eigentlich nur mehr ein Zwischenschritt – großflächiges Weben, nicht nur Borten mit dem Brettchen….kommt alles noch. Das kommt dann natürlich auf die Seite “Weben”.

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Und hier jetzt die neue Tunika:

Update 2012-06-04: jetzt hab ich auch – dank Kampi – schöne Fotos vom aktuellen Stand der Dinge:

Links:

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