Seife

Ich hab’s beim Thema Feuer schon mal kurz angerissen: wie macht man Seife? Nun, Theorie ist eine Seite – Praxis eine Andere. Nun – ich hab meine ersten Versuche hinter mir.

Warum überhaupt Seife?

Wie schon mal geschrieben: aus Asche kann man Lauge gewinnen. Mit Lauge kann man bereits waschen, oder einen Topf sauber kriegen. Die Lauge fühlt sich bereits “seifig” an. Wunderbar, warum dann die Mühe überhaupt Seife herzustellen? Nun, je nach Konzentration würde die Lauge “prickelnd” bis “ätzend” wirken. Selbst verdünnt kommt Händewaschen (geschweige denn irgend ein anderes Körperteil) mit einem Pavian-Hintern-Effekt einher. Schön rot. Lauge verändert einfach Fett – oder auch Haut…hochkonzentriert bis hin zu “schön weiß und ablösbar”. Grund genug eine sichere Variante zu bevorzugen. Lauge plus Fett gibt – Seife. Simpel gesagt: Lassen wir die Lauge mal im Fett austoben – dann zieht sie uns nicht das Fett von der Haut – oder den Knochen.

Material

Fett. Irgendein Fett. Olivenöl, Schweineschmalz, Talg, Kokosfett, Butter, Unschlitt – egal. Ausgelassen sollte es sein, sonst wird das Fett – und auch die Seife – ranzig und stinkt. Und natürlich eine Lauge. Asche liefert primär Kalium-Lauge (gibt Schmierseife, gut zum putzen im Haushalt geeignet), Natron-Lauge produziert fest aushärtende Seifen. Also was wir uns unter Seifen vorstellen.

Wobei das mit der Asche auch nicht fix ist – ist genügend Salz im Ausgangsmaterial gewesen (z.B. von verbrannten Algen am Meer) kann die Seife trotzdem stocken. Und angeblich schafft man das auch dadurch das man einen hohen Anteil Hartholz verbrennt.

Wurde mir zumindest in Elsarn verraten. Bestätigen kann ich es nicht weil – ganz so mittelalterlich wie ich es mir vorgestellt hab hat es nicht geklappt.

Mischungsverhältnisse

Seifenherstellung war ein streng gehütetes Geheimnis und feste Seife begehrte Handelsware. Klar, natürliche Salzvorkommen (Meer) oder Soda-Seen gibt’s in unseren Breiten nicht. Einfache Aschelauge oder Schmierseife konnte im Mittelalter sicher jeder Haushalt herstellen. Feste Seife dagegen – durch Zufälle ja, aber sonst sicher nicht leistbar.

Aber egal welche Art von Seife: wichtig ist das Mischungsverhältnis.

Zuviel Lauge – ätzend, zuwenig und in der Seife bleibt zuviel Fett. Bis zu einem bestimmten Grad ist eine Überfettung gut für die Haut, aber zuviel und es reinigt nicht mehr. In meinem ersten Versuch – eindeutig zu viel Fett, wenn das Öl oben aufschwimmt.

Zuviel Lauge fällt auf wenn in der bereits abgebundenen Seife noch wässrige Flüssigkeit vorhanden ist. Das kann man aber korrigieren indem man einfach noch etwas Fett einrührt.

Testen in diesem Stadium geht auch – aber halt vorsichtig: eine (behandschuhte) Fingerspitze kurz an die Zungenspitze tippen. Prickelt es und schmeckt salzig ist noch zuviel Lauge da.

Mein Fehler beim ersten Versuch: Ich hatte meine gesammelte Aschelauge im flüssigen Zustand, und keine Ahnung in welcher Konzentration.  Und es war zu wenig. Daher musste ich leider – um den Versuch zu retten – zu gekauften Mitteln greifen. Schade. Für den nächsten Versuch werde ich es anders machen: Eindampfen bis ich nur mehr das Salz hab, das kann ich dann wiegen und somit genau dosieren. Aber dazu muss ich mir erst wieder Asche sammeln. Naja, einige Feuerchen sind ja schon geplant für heuer.

Auf Naturseife.com findet man außer vielen praktischen Tipps und Rezepten übrigens auch einen Rechner mit dem man zur Fettmenge die nötige Lauge errechnen kann.

Das Seifensieden

…ist eigentlich keine Hexerei. Lauge herrichten (immer zuerst Wasser, dann das NaOH oder KOH rein, ACHTUNG: wird von selbst heiß – sehr heiß, und nicht umgekehrt Wasser auf die Kristalle, sonst macht es puff), Mischungsverhältnis beachten, Fett soweit erhitzen bis es flüssig ist, abgekühlte Lauge rein und rühren, rühren, rühren. Ich hab außer mit dem Kochlöffel auch mit dem Schneebesen gearbeitet, sonst besteht Gefahr das sich Klumpen bilden bzw. die Verseifung nicht gleichmäßig ist. Pürierstab ginge auch. Seifensieden ist keine Arbeit für zwischendurch, bis zum fertigen Ergebnis muss man schon mit einigen Stunden rechnen. Die Reaktion beschleunigt sich wenn man alles erwärmt, aber wiederum ACHTUNG: nicht überhitzen sonst flockt die Sache aus, und nochmal ACHTUNG: Spritzer in diesem Stadium sind immer noch ätzend. Gelungen ist die Sache wenn man einen dickflüssigen Brei hat.

Dann wird der Brei in Formen gefüllt. Möglichst solche aus denen man die Seife auch wieder rauskriegt, ggfs. mit Öl oder Wachs auspinseln. Nun beginnt die Wartezeit:

a) Bis die Seife trocken und fest ist so daß man sie aus den Formen nehmen und ggfs. schneiden kann

b) Dann soll man Seife noch einige Zeit lagern. Sie wird dann milder, in der Seife finden noch eine ganze Weile nach dem Kochen kleine Verseifungsprozesse statt wo die restliche Lauge mit nicht verseiftem Fett weiterarbeitet.

Ein Gutes hat die ganze Seifengeschichte – vor allem für Anfänger wie mich: Fast alle Fehler kann man korrigieren. Die unverseiften Anfänge hab ich einfach stehen gelassen bis ich die gekaufte Lauge zu Hause hatte. Zuviel Lauge – einfach Öl dazu. Und sollte es ganz mies werden kann man die schiefgegangene Seife immer noch aussalzen zu Kernseife oder in Flocken reiben und beim nächsten Versuch beimischen. Ausgeflockte Versuche kann man mit zusätzlichen Wasser, längerem erhitzen und rühren glätten.

Varianten

Ich will hier nicht drauf eingehen was man alles in Seife reinmischen kann. Das wird auf Naturseife und unzähligen anderen Seiten im Internet ausführlich geschildert. Hier daher nur drei grundsätzliche Überlegungen:

– Seife mit Natron-Lauge gibt feste Seife. Hier ist das Glyzerin noch enthalten, die Seife also zur Hautpflege gut.

– Salzt man den Seifenbrei flockt die Seife aus und trennt sich vom Glyzerin. Abgeschöpft gibt das dann Kernseife, die nicht ganz so hautfreundlich ist aber dafür zum putzen geeignet.

– Seife für reiner Kalium-Lauge gibt Schmierseife, primär zum putzen.

Fazit

Seifenherstellung ist faszinierend. Will man es aber ohne den Weg zur Drogerie schaffen braucht man viel Zeit, viel Asche – und viel Energie (heißes Wasser zum auslaugen, Herd oder Heizung zum verdampfen, Herd zum seifekochen…). Rechnen tut sich das nicht: ein Kilo Natrium-Hydroxid kostet beim Neuber in Wien 8,–…..

Zur Vorführung auf Mittelalter-Festen und Lagern ist es nicht wirklich geeignet: beim Auslaugen der Asche tut sich nicht viel, außerdem dauert es länger als die meisten Feste. Und das Seifensieden selbst ist ob der ätzenden Bestandteile zu gefährlich wenn Kinder oder Besucher in der Nähe sind. Außerdem sind Gummihandschuhe und Schutzbrille nur sehr bedingt Ambiente-tauglich – und ich brauch meine Hände und Augen noch…

Somit werde ich mich auf den nächsten Festen nebenbei als Aschesammler betätigen. Auch das war mal ein Beruf, wenn auch sehr am unteren Ende der sozialen Skala.

Alle Bilder dieses Experiments findet Ihr hier:

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