Pfeil und Bogen

Stöckchenwerfen ist im Laufe des letzten Jahres zu meinem Lieblingssport geworden. Etwas Kraftaufwand, Ruhe und Konzentration, und die Freude wenn ich die Scheibe dann doch mal treffe…

Geschichtlich ist der Bogen nach dem Stein und dem Wurfspeer die erste Distanzwaffe die der Mensch entwickelt hat. Bögen gab es in allen Varianten, vom einfachen Langbogen bis zum hochentwickelten Komposit-Bogen. Letzterer kam in unseren Landen mit den aus dem Osten einwandernden Völker mit, westlich bevorzugte man Bögen aus einem Stück bis hin zum berühmten Englischen Langbogen. Warum ist eigentlich logisch: mangels wasserfester Epoxy-Klebern sind Komposit-Bögen wesentlich feuchtigkeitanfälliger. Musste man bei einem Langbogen eigentlich nur drauf achten das die Sehne trocken blieb kann ein Komposit einfach auseinanderfallen wenn der Lack durchlässig wird.

Aber egal ob Langbogen oder Reiterbogen, so ein Stöckchenwerfer stellt in jedem Fall eine ernstzunehmende Waffe dar. Dazu muss es nicht mal ein Monster-Kriegsbogen sein dessen Pfeile auch Rüstungen durchschlagen – bedenken wir das die meisten Teilnehmer bewaffneter Auseinandersetzungen Fußvolk war. Und ein gehärteter Lederwams wahrscheinlich schon das Höchste der Gefühle war. Solchermaßen führt auch ein sagen wir 40-Pfündiger Bogen zu “durchschlagenden” Ergebnissen (vorausgesetzt man ist kein 3-D Schütze wie ich: drunter, drüber, daneben).

Bogenbau

Der beginnt, grad in Wien mit der größten Schwierigkeit: passendes Holz. Die Stadtgärtner haben leider die unangenehme Gewohnheit alles auf armlange Stücke zusammenzuschneiden. Daher bleiben eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Gute Freunde mit Waldbestand oder der Kauf beim Händler des Vertrauens. Oder man bucht wie ich z.B. auf der Planneralm einen Kurs bei Konrad Vögele. Bogenholz kann man so charakterisieren: kein Drehwuchs, lang und gut abgelegen. Mein nächstes Bogenholz liegt schon ein Jahr, und ich gedenke noch ein Jährchen zuzuwarten.

Bilder: Bogenbaukurs auf der Planneralm mit Konrad Vögele

Für den Rohling spaltet man einen nicht zu dünnen Stamm mit der Axt und Keilen. Vorteil: einen Drehwuchs erkennt man beim spalten leicht weil der Spalt dem natürlichen Wuchs folgt. Auf dem Rohling zeichnet man sich die geplante Bogenform an, einerseits auf dem Rücken, seitlich den Griffbereich.

Mit einem Ziehmesser oder einer Bandsäge wird jetzt die Form grob rausgeschnitten. Dann geht es ans raspeln bis die Form fast erreicht ist. Der Bogenrücken ist immer mit äußerster Vorsicht zu betrachten: Hier geht es darum über die ganze Länge einen unverletzten Jahresring zu erhalten. Ggfs. muss man hier vorsichtig mit einem Messer oder einer Ziehklinge einen freilegen. Astansätze sind zwar ein Problem, lassen sich aber durch eine seitliche Zugabe mit einbeziehen.

Ist das Werk soweit gediegen (und keine bösen Überraschungen wie Risse oder Einschlüsse aufgetaucht) spannt man eine Probeschnur und beginnt mit der eigentlichen Feinarbeit des Bogenbaus: der sog. Tiller. Tillern ist nichts anderes als vorsichtig Material vom Bogenbauch abzutragen um eine gleichmäßige Biegung der Wurfarme zu erreichen. Die Arme sollten keine Knicke aufweisen, wenn doch muss links und rechts davon etwas Material abgetragen werden. Anfangs kann man noch gröber mit der Feile arbeiten, nähert sich das Stück der Fertigstellung arbeitet man nur mehr im Millimeterbereich mit der Ziehklinge oder Schleifpapier. Dazwischen spannt man den Bogen vorsichtig probeweise immer wieder um die Reaktion des Holzes zu beobachten. Hilfreich bis notwendig ist hier auch ein Tillerstock in den man den Bogen einspannt und auch aus einiger Entfernung betrachten kann. In diesem Punkt muss ich noch aufrüsten.

Wenn man glaubt das der Tiller ok ist gibt’s nur mehr eines: richtige Sehne drauf und schießen gehen. Anfangs noch ohne an die Grenzen des Auszugs gehend einfach mal einige Pfeile in die Gegend werfen und schauen wie sich der Bogen verhält. Ggfs. noch nachbessern, und fertig ist das Ding. 😉

Holzarten

In unseren Breiten häufig zu finden: Esche, Haselnuss, Robinie, Ulme, Holler. Eibe ist zwar ein vielgerühmtes Bogenholz, aber eher selten und angeblich anfällig für überraschende Brüche. Außerdem ist der Staub toxisch. Nicht von hier, trotzdem nicht nur bei Anfängern beliebt ist Osage.

Pfeilbau

Bilder: Pfeilwicklungen

Hier hat man die Wahl: mittelalterlich oder nicht. Die Vorgangsweise ist gleich, die Unterschiede liegen in den Federn, den Spitzen und den Plastiknocken. Ich habe mir gleich zu Anfangs die Mühe gemacht und Pfeile mit Selfnocks, Krähenfedern und aufwändigen Wicklungen zu bauen. Die Praxis hat dann leider ergeben: die werden auch kaputt. Ich habe mir daher die Überlebenden für die Mittelalterfeste aufgehoben, im Alltag verwende ich zwar auch selbstgebaute Pfeile, aber ohne großen Aufwand. Plastiknocken sind auch leichter austauschbar.

Bilder: Selfnocks und fertige Pfeile

Der Bau geht schnell und einfach: Schäfte auf die richtige Länge schneiden, anspitzen, Spitzen und Nocken mit etwas Uhu Hart draufkleben. Auf Wunsch beizen, mit Leinölfirnis versiegeln. Federn ebenfalls mit Uhu kleben, ich hab mir dafür eine kleine Schablone angefertigt die ich mir Wäscheklammern in Position halte, irgendwann werd ich aber aus Präzisionsgründen doch auf ein Befiederungsgerät umsteigen. Damit ist der Pfeil eigentlich fertig, ich mache mit aber immer noch eine Wicklung aus Baumwollgarn am Ansatzpunkt der Federn und bestreiche sie mit Holzleim. Das verhindert das ich mal eine im Handrücken stecken habe…

Bilder: Pfeile befiedern

Pfeile aus Holz sind allerdings wie immer ein Naturprodukt. Beim heurigen Saisonauftakt hat sich der erste abgeschossene Pfeil (nagelneu) noch in der Luft zerlegt. Mit solchen kleinen Überraschungen muss man leben.

Hier mal ein paar Bilder meiner “Mittelalterpfeile:

Und weil ich mit den Spitzen nicht zufrieden war (gedreht, und das schlecht) hab ich mit Eddietwobows jemanden gefunden der mir “gscheite Eddies” handschmiedet:

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